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Perspektive statt Präparate

Alle vier Sekunden wird auf dieser Welt die Diagnose Demenz gestellt. 36 Millionen Menschen weltweit sind betroffen. Auf der 2. internationalen Demenztagung des Kreises Herford war auch die Demenzaktivistin und Betroffene Helga Rohra zu Gast.

Vor sechs Jahren bekam die damals 54jährige die Diagnose Demenz. Bei Demenz assoziieren alle sofort die fortgeschrittene Erkrankung alter Menschen - hilflos und verwirrt. Damit möchten Menschen mit 35 oder 50 Jahren mit dieser Diagnose nicht in Verbindung gebracht werden, so Rohra.

Zudem bedeute Demenz oftmals den sozialen Anstieg: Helga Rohra, die früher erfolgreich und international als Dolmetscherin arbeitete, wurde durch die Diagnose zur Hart VI- Empfängerin. Obwohl sie arbeiten will und kann.

Eine rein medikamentöse Behandlung lehnt sie ab. "Ich will eine Perspektive und nicht nur Präparate. Die stellen mich nur ruhig und ich verliere meine Persönlichkeit." Ihre Forderung: Individuell abgestimmte Angebote und präventive Therapien, die von den Kassen bezahlt werden.

Zentral sei jedoch der Umgang mit Demenzkranken in unserer Gesellschaft. "Ich bin nicht verwirrt oder betrunken" - das muss ein Demenzkranker bisher klarstellen, wenn er an der Kasse im Supermarkt mehr Zeit braucht oder sich auf dem Bahnhof nicht zurechtfindet. Ein offizieller bundesweiter Ausweis für Demenzkranke könnte hier hilfreich sein. Ihr großes Anliegen ist es jedoch, dass die betroffenen Menschen selbst gefragt werden, in Gremien und Strategieentwicklungen von Politik und Gesellschaft eingebunden werden. Dann würde nicht nur über Defizite sondern Stärken und Fähigkeiten der erkrankten Personen gesprochen.

Zum Artikel von Carola Ritterhoff in der Neuen Westfälischen

Zur Internetseite von Helga Rohra

 

 


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